Prompting für Lehrkräfte: 5 Tipps für effektiven KI-Einsatz ⌨️

„Garbage in, Garbage out“ – dieses Prinzip aus der Informatik besagt, dass fehlerhafte oder minderwertige Daten zwangsläufig zu schlechten Ergebnissen führen. Ähnlich verhält es sich bei generativen KI-Sprachmodellen: Wenn die Eingaben (Prompts) unpräzise oder unklar sind, spiegelt sich das in der Qualität der Antworten wider.

Deswegen ist es auch für Lehrkräfte hilfreich, grundlegende Prompting-Kenntnisse zu entwickeln, um generative KI-Tools wie ChatGPT, Claude oder Mistral effektiv sowie zielführend bedienen und einsetzen zu können.

In diesem Artikel stelle ich dazu fünf Prompting-Tipps vor, die ich auf Basis offizieller Empfehlungen, ausführlicher Recherche und meiner praktischen Erfahrungen zusammengestellt und weiterentwickelt habe.

1. Sei spezifisch 🎯

Grundsätzlich können KI-Chatbots wie ChatGPT mit natürlicher Sprache bedient werden, ohne dass eine spezielle Syntax erforderlich ist. Trotzdem können strukturierte Prompts mit entsprechend spezifischen Angaben die Ergebnisse erheblich verbessern.

Hierzu gibt es online zahlreiche Strukturen, Frameworks und System-Prompts (auch Mega-Prompts genannt), die mehrstufige Anweisungen beinhalten.

Lange habe ich mich dazu an der Prompt-Struktur von Rob Lennon orientiert, welche auf eine Aufteilung nach Rolle, Aufgabe, zu vollziehende Schritte, Kontext / Beschränkungen, Ziel und Format setzt.

Diese Struktur funktioniert, hat sich im Praxiseinsatz jedoch nicht immer als passgenau und als zu umfangreich erwiesen. Beispielsweise ergibt sich die Zielsetzung in zahlreichen Fällen bereits aus der Aufgabe. Auch das Weglassen der Rollendefinition (z. B. “Stelle dir vor, du bist eine Englischlehrerin …”) wirkt sich nach meiner Erfahrung kaum negativ auf die Ergebnisse aus, was ich vor allem beim KI-Einsatz im Rahmen der Unterrichtsvorbereitung und Materialerstellung feststelle.

Daher setze ich mittlerweile auf das 3K-Framework, das ich an das 3Cs-Framework angelehnt und für den Schul- und Unterrichtskontext geringfügig adaptiert habe.

Das 3K-Framework strukturiert Prompts nach den Kriterien Klarheit, Kontext und Konzeption und vereint dabei zahlreiche Strukturelemente verwandter Prompt-Strukturen in drei übersichtlichen Kategorien.

3K-Framework, angeleht an das 3Cs Framework (eigene Darstellung).

Klarheit - Was ist zu tun?

Formulierung einer klaren Aufgabenstellung mit eindeutigen Anweisungen, die Absicht und Zielsetzung beinhaltet und ggf. durch eine Rollenzuweisung ergänzt wird.

Kontext - Welche Informationen werden benötigt?

Weitere Informationen, die für das KI-Ergebnis von Relevanz sind (z.B. inhaltlicher Schwerpunkt, Unterthemen, Zielgruppe) sowie konkrete Formulierungen, Texte oder Inhalte, die berücksichtigt werden sollen.

Konzeption - Wie soll das Ergebnis aussehen?

Angaben zum gewünschten Output-Format (z.B. Tabelle, Zusammenfassung, Liste, in Stichpunkten), Umfang, Aufbau und Struktur (z.B. 200–500 Wörter, Vorgaben zur inhaltlichen Gliederung) sowie Ton und Stil (z.B. formell, informell).

Bonus-Tipp:

Wenn ihr zusätzlich schon erste Sätze oder Formulierungen im Kopf habt, gebt diese ebenfalls direkt an.

Verwendet dazu diesen Promptzusatz: “Beginne mit: <Satzanfang vorgeben>

Beispiel aus dem Wirtschaftsunterricht

Wenn ihr beispielsweise einen Informationstext zu dem Thema „Angebot und Nachfrage“ erstellen lassen, könnte euer spezifischer Prompt unter Berücksichtigung des 3K-Frameworks so aussehen:

2. Arbeite mit Beispielen 📚

Ihr erhaltet darüber hinaus die besten KI-Ergebnisse, wenn ihr Beispiele in eure Prompts einbindet, an denen sich das KI-Sprachmodell orientieren kann. Das können Aufgaben, Texte oder sogar ganze Unterrichtseinheiten sein. Ihr solltet dann noch angeben, woran sich der KI-Chatbot orientieren soll – etwa an dem Inhalt, dem Sprachstil, dem Aufbau, der Struktur, der Formatierung, dem Schwierigkeitsgrad oder dem Sprachniveau.

Ergänzt euren Prompt dazu wie folgt

Orientiere dich an folgendem Beispiel: [Beispiel einfügen]

Mittlerweile ist es zudem bei vielen KI-Chatbots möglich, Bild- oder Textdateien hochzuladen. So ist es unter anderem möglich, Beispiele oder Inhalte in Form von PDF-Dokumenten bereitzustellen.

Beispiel aus dem Wirtschaftsunterricht

Wenn ihr eine Lernsituation zum Thema Unternehmensgründung erstellen möchtet, könnt ihr ein Beispiel angeben: 

Erstelle eine Lernsituation zum Thema ‚Unternehmensgründung‘. Orientiere dich bezüglich des Umfangs und Schreibstils an dem nachfolgenden ”””Beispiel”””. Übernehme außerdem das darin vorkommende Muster-Unternehmen sowie die Akteure: ”””Hier bestehende Lernsituation einfügen”””
Bonus-Tipp:

Trenne die Beispiele eindeutig von den Anweisungen, indem du drei Rauten (###), drei Anführungszeichen (”””) oder XML-Tags (< ; >) an den Anfang und an das Ende des Beispiels setzt. Dadurch können KI-Chatbots Kontext und Anweisung besser auseinanderhalten und voneinander unterscheiden.

 

3. Gehe schrittweise vor 🪜

Generative KI-Tools können auch umfangreiche Ergebnisse liefern, etwa ganze Semesterplanungen oder komplette Lernsituationen. Hierbei ist es jedoch sinnvoll, schrittweise vorzugehen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Angaben in den Prompts “vergessen“ und nicht berücksichtigt werden oder sich das Ergebnis in eine falsche Richtung entwickelt.

Vorgehensweise

  • Denkt vom Ende her und überlegt, welche Schritte notwendig sind, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.

  • Listet diese Schritte nacheinander im Prompt auf und führt den Befehl aus.

  • Bei sehr umfangreichen Projekten (z. B. ganze Unterrichtsreihen) ist es hilfreich, die Schritte in mehreren, aufeinanderfolgenden Prompts auszuführen.

Beispiel aus dem Wirtschaftsunterricht

Wenn ihr eine Unterrichtsreihe zum Thema „Globalisierung“ plant, könnt ihr wie folgt vorgehen:

  1. Erstelle eine Übersicht für eine vierwöchige Unterrichtsreihe zum Thema "Globalisierung" für die 11. Klasse.
  2. Für die erste Woche, erstelle detaillierte Unterrichtspläne mit Lernzielen, Aktivitäten und benötigten Materialien.
  3. Entwickle für die erste Unterrichtsstunde ein interaktives Spiel, das die Vor- und Nachteile der Globalisierung verdeutlicht.

Die in diesem Beispiel verwendeten Prompts sind bewusst kurz gehalten, um das schrittweise Vorgehen zu verdeutlichen. Selbstverständlich können auch hier die bereits vorgestellten Prompting-Tipps wieder Anwendung finden.

 

4. KI als Prompting-Hilfe einsetzen 🤖

Ihr könnt KI-Chatbots wie ChatGPT auch nutzen, um eure eigenen Prompts zu verbessern. Fragt das KI-Sprachmodell dazu, welche Informationen benötigt werden, um das bestmögliche Ergebnis zu liefern.

Vorgehensweise

  • Gebt euren aktuellen Prompt ein

  • Fordert das KI-Sprachmodell auf, fehlende Informationen zu identifizieren.

  • Lasst die KI einen optimierten Prompt erstellen, basierend auf euren Antworten.

Nutzt dazu diesen Prompt

Hilf mir meinen Prompt zu verbessern: <Prompt eingeben>

  1. Stelle mir dazu alle wichtigen Fragen, um daraus den bestmöglichen Prompt zu erstellen.
  2. Erstelle unter Berücksichtigung meiner Antworten den bestmöglichen Prompt.

Beispiel aus dem Wirtschaftsunterricht

Nach Beantwortung dieser Fragen erstellt das KI-Sprachmodell einen optimierten Prompt, der zu einem besseren KI-Ergebnis führt.

5. Das Steuer rechtzeitig übernehmen 🛳️

Unabhängig davon, wie gut eure Prompts sind, liefern KI-Sprachmodelle nur in den seltensten Fällen perfekte Ergebnisse. Daher ist es wichtig, ab einem bestimmten Zeitpunkt die letzten Anpassungen selbst vorzunehmen. 

Vorgehensweise

  • Prüft nach jedem Erstellungs-Schritt, ob ihr mit dem erhaltenen KI-Ergebnis grundsätzlich zufrieden seid.

  • Entscheidet dann, welche Herangehensweise zeitsparender ist:

    • Weitere Anpassungen von der KI vornehmen lassen (neue Prompts eingeben)

    • Das Ergebnis verwenden und letzte (kleinere) Änderungen selbst vornehmen.

Beispiel aus dem Wirtschaftsunterricht

Euer KI-Sprachmodell hat euch Multiple-Choice-Aufgaben zum Thema „Konjunktur“ erstellt. Ihr stellt fest, dass einige Antwortmöglichkeiten zu trivial sind. Statt erneut zu prompten, könnt ihr die Aufgaben in ein Textdokument kopieren und dann einzelne Antwortmöglichkeiten selbst anpassen. So spart ihr Zeit und stellt sicher, dass der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben auch tatsächlich angemessen ist.

6. Leitfaden “5 Prompting-Tipps für bessere KI-Ergebnisse” zum Download 📥

Alle hier beschriebenen Prompting-Tipps habe ich euch hier in einem übersichtlichen One-Pager zusammengefasst.

5 Prompting-Tipps für bessere KI-Ergebnisse; 2. aktualisierte Fassung vom 28. Dezember 2024

Den Leitfaden könnt ihr hier downloaden und diesen im Rahmen eures KI-Einsatzes im Schul- und Unterrichtskontext unterstützend einsetzen.

7. Exkurs: Prompting bei neuen Reasoning-Modellen 💭

Reasoning-Modelle haben in den vergangenen Monaten enorm an Bedeutung gewonnen. Hierzu zählen die Modelle o1, o3-mini und o3-mini-high von OpenAI, R1 von DeepSeek, Flash von Google oder die neue Think-Funktion bei Grok 3 (xAI).

Reasoning-Modelle bei ChatGPT (OpenAI)

Bei diesen KI-Sprachmodellen handelt es sich um “mitdenkende“ Modelle, die sich selbst hinterfragen und umfangreiche, tiefergehende Ergebnisse liefern.

Bei diesen neuen Sprachmodellen sind zur Bedienung keine komplexen Prompt-Strukturen notwendig.

Ausgehend von den Empfehlungen von OpenAI ergibt sich folgende Vorgehensweise für Reasoning-Modelle:

  • Klare, direkte Prompts nutzen: Reasoning-Modelle arbeiten am zuverlässigsten mit kurzen, prägnanten Anweisungen. Das gewünschte Endergebnis sollte weiterhin klar definiert sein.

  • Auf Schritt-für-Schritt-Anweisungen verzichten: Das Modell führt die logische Analyse bereits eigenständig durch. Auch Aufforderungen wie „Stelle deinen Denkprozess dar“ sind nicht notwendig.

  • Strukturierte Eingaben verwenden: Nutzen Rauten (###) oder XML-Tags (< ; >), um Anweisungen von Inhalten oder Beispielen zu trennen. Diese Vorgehensweise hilft auch diesen Modellen, verschiedene Bereiche voneinander zu unterscheiden.

  • Auf Beispiele verzichten: Die Modelle kommen in den meisten Fällen ohne Beispiele aus und liefern trotzdem qualitativ hochwertige Ergebnisse.

In gewissen Punkten unterscheidet sich diese Vorgehensweise deutlich von den klassischen Sprachmodellen. Andere Aspekte wie die genaue Beschreibung des Endergebnisses oder die Verwendung von Strukturhilfen finden Sie auch bei den Tipps zur Bedienung klassischer Sprachmodelle.

8. Zusammenfassung

Mit diesen Prompting-Tipps könnt ihr mehr aus KI-Tools herausholen und KI-Sprachmodelle noch effektiver für Schule und Unterricht einsetzen.

Die hier vorgestellten Tipps müssen dabei nicht alle auf einmal angewandt werden, sondern können je nach Aufgabenstellung und Anforderung punktuell zum Einsatz kommen.

Behaltet zudem im Blick, dass sich die neuen Reasoning-Sprachmodelle anders zu bedienen sind als die bisherigen Sprachmodelle.

Auch wenn die neuen KI-Sprachmodelle die Bedienung deutlich vereinfachen und diesen Modellen auch sicher die Zukunft gehört, sind grundlegende Prompting-Kenntnisse dennoch hilfreich. Sie ermöglichen eine präzisere Steuerung der KI-Tools und fördern ein tieferes Verständnis für deren Funktionsweise.

Probiert die vorgestellten Prompting-Tipps aus und schaut, wie sich diese in euren Schulalltag einfügen und auf eure KI-Ergebnisse auswirken.

Wenn ihr weitere Prompting-Tipps kennt, schreibt sie in die Kommentare. Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen sowie eure Berichte, welche Tipps und Herangehensweisen in eurer Praxis am besten funktionieren.

Ein paar ergänzende Tipps und Hinweise findet ihr hier in meinem schon etwas älteren Artikel bzw. Video.

Viel Erfolg beim Ausprobieren!

 

Veröffentlichungshinweis

Der Artikel samt Leitfaden wurde im September 2024 in erster Version bei IQESonline hier veröffentlicht. Die Aktualisierung bei IQESonline folgt.

Quellenverzeichnis

Lennon, R. (2023). Anatomy of a ChatGPT Mega-Prompt. URL: https://x.com/thatroblennon/status/1615104249192488980 (zuletzt abgerufen am 02.03.2025).

Menon, P. (2024). Mastering Generative AI Interactions: A Guide to In-Context Learning and Fine-Tuning. URL: https://rpradeepmenon.medium.com/mastering-generative-ai-interactions-a-guide-to-in-context-learning-and-fine-tuning-9ee620c76246 (zuletzt abgerufen am 02.03.2025).

OpenAI Plattform (o. D.). Prompt Engineering. URL: https://platform.openai.com/docs/guides/prompt-engineering (zuletzt abgerufen am 02.03.2025)

OpenAI Plattform (o. D.). Reasoning best practices. URL: https://platform.openai.com/docs/guides/reasoning-best-practices (zuletzt abgerufen am 02.03.2025)

Schulhoff et al. (2024). The Prompt Report: A Systematic Survey of Prompting Techniques. URL: https://arxiv.org/pdf/2406.06608 (zuletzt aufgerufen am 25.02.2025).

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KI und Facharbeiten – Ein Leitfaden für den Unterricht 📘