30.12.24 | 😮 36 von 40 Abgaben waren KI-generiert…
PLUS: Neue Leitfäden, ChatGPT-News & mehr
Hallo zusammen 👋
Vor den Ferien habe ich meinen beiden E-Commerce-Klassen einen Arbeitsauftrag für zu Hause erteilt. Die Schüler:innen sollten selbstständig an einem Thema arbeiten und ihre Ergebnisse anschließend auf unserer Lernplattform hochladen.
Als ich mir die Abgaben angesehen habe, war ich irritiert: In den meisten Fällen ließen sich die Ergebnisse eigentlich nicht auf mein bereitgestelltes Material zurückführen und waren zudem durchgehend komplett ausformuliert (obwohl das nicht mal gefordert war).
Bei genauerem Hinsehen und nochmaligem Vergleichen fiel mir dann der KI-typische Schreibstil auf. Ich ging am Ende davon aus, dass 36 von 40 Abgaben komplett mit KI erstellt wurden.
Ich machte mir Gedanken, wie ich darauf reagieren sollte und entschied mich, die Situation in der darauffolgenden Stunde offen anzusprechen – was zweifelsohne eine Gratwanderung bedeutete.
Einerseits war eindeutig, dass KI in vielen Fällen als reine Abkürzung genutzt wurde, andererseits würde ich den KI-Einsatz im Einzelfall nicht zweifelsfrei nachweisen können.
Im Gespräch zeigte sich dann dennoch recht schnell und eindeutig, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag. Statt nun in eine Diskussion einzusteigen oder weiter nach den Gründen zu forschen (der Auftrag hat ehrlicherweise förmlich dazu eingeladen, KI einzusetzen), entschied ich mich für einen anderen Ansatz.
Ich stellte die Aufgabe erneut, diesmal aber unter klaren Bedingungen: Kein Laptop, kein Tablet, kein Smartphone und keine KI – nur Stift, Papier und mein Auftrag in ausgedruckter Form.
Nach anfänglicher Irritation (viele meiner Schüler:innen arbeiten komplett digital), konnte ich eine sehr spannende Beobachtung machen.
Die Schüler:innen arbeiteten konzentriert, tauschten sich plötzlich miteinander aus, fragten einander um Hilfe und diskutierten. Es entstand eine echte Lernatmosphäre und ein Miteinander, das ich in dieser Form schon lange nicht mehr so intensiv erlebt habe.
Diese Stunde hat mir letztlich einige zentrale Erkenntnisse gebracht:
Raum für KI-freies Arbeiten schaffen: KI soll im Unterricht zweifelsohne eine Rolle spielen, aber auch das Lernen ohne KI muss weiter seinen Platz haben. Üben im Unterricht mit Unterrichtsphasen ohne technische Hilfsmittel können eine pragmatische Lösung sein – auch damit echte Kommunikation, zwischenmenschlicher Austausch und gegenseitige Unterstützung nicht verloren gehen.
Neue Aufgabenformate nötig: Herkömmliche (Haus)-aufgaben funktionieren nicht mehr ohne Weiteres und müssen weiterentwickelt werden. Auch wenn bewährte Aufgabenformate natürlich weiter ihre Berechtigung haben, braucht es zukünftig neue Ansätze und eine neue KI-Aufgabenkultur (siehe dazu auch den neuen Leitfaden KI-Aufgabenkultur weiter unten).
Reflektierten Umgang fördern: Die Schüler:innen müssen lernen, KI als Werkzeug zu nutzen, das sie unterstützt, statt als Mittel, um Lernprozesse abzukürzen oder gar zu umgehen. Dazu brauchen die Schüler:innen aber klare Leitlinien, um einen bewussten und reflektierten Umgang mit KI zu entwickeln. Einen entsprechenden Rahmen gilt es im Unterricht zu implementieren und entsprechende Regeln zum KI-Einsatz (die in den Klassen übrigens bereits eingeführt wurden) noch stärker zu fördern. Am Ende vielleicht noch wichtiger: Den Schüler:innen weiter aufzeigen, dass sich Anstrengung und Lernen immer noch lohnt!
Ich bin gespannt, ob ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht habt. Wie seid ihr damit umgegangen? Wie reagiert ihr konkret darauf? Was sind eure Ansätze?
In diesem Sinne wünsche ich euch einen guten Start ins neue Jahr. Ich freue mich darauf, auch 2025 mit euch gemeinsam weiterzudenken und an diesem wichtigen Thema dranzubleiben.
Beste Grüße
Manu
PS: Die weiteren KI-Themen im Newsletters habe ich hier für euch im Überblick:
📝 KI-Aufgabenkultur im Unterricht – Ein Leitfaden
✨ 5 Prompting-Tipps für bessere KI-Ergebnisse: Neue Version!
🤖 ChatGPT-News: Neue Funktionen, Features & Ankündigungen
🌍 Weitere KI-News im Überblick
🚀 ChatGPT-Hack: Kurzbefehle einrichten & Zeit sparen
📝 KI-Aufgabenkultur im Unterricht – Ein Leitfaden
🚀 Wie sieht eine neue Aufgabenkultur mit KI aus? Joscha Falck und ich sind dieser Frage nachgegangen und haben in diesem Zuge einen Leitfaden für Lehrende und Lernende entwickelt.
In den beiden Übersichten erwarten euch:
➡️ Ideen, Tipps und Hinweise zur Entwicklung und Implementierung von KI-Aufgabenformaten
➡️ Do's & Don'ts für Lehrende & Lernende
➡️ Gestufte Aufgabenformate mit und ohne KI-Integration
➡️ Konkrete Beispiele für den Unterricht
Der Leitfaden für Lehrende soll dabei helfen, sich eigener Leitlinien und verschiedener KI-Aufgabenformate bewusst zu werden sowie Aufgaben entlang von Stufen der KI-Integration zu entwickeln und im Unterricht zu implementieren.
Der Leitfaden für Lernende stellt hingegen den eigenen Lernprozess in den Vordergrund und umfasst die wichtigsten Regeln im Rahmen einer KI-integrierenden Aufgabenkultur.
Die erstellten Übersichten schließen an unseren ersten KI-Leitfaden an und ergänzen die darin aufgeführten Grundlagen für Lehrende und Lernende.
Über den nachfolgenden Link gelangt ihr zum erläuternden Blog-Artikel, wo ihr euch die Leitfäden sowie bearbeitbare Versionen (PDF & Canva-Vorlage) downloaden könnt:
✨ 5 Prompting-Tipps für bessere KI-Ergebnisse: Neue Version!
Ich habe euch in einem vorherigen Newsletter bereits meine 5 Prompting-Tipps für bessere KI-Ergebnisse vorgestellt. Die Handreichung dazu habe ich nun aktualisiert und in einer neuen Fassung herausgebracht. Die neue Version könnt ihr euch hier kostenlos herunterladen.
🤖 ChatGPT-News: Neue Funktionen, Features & Ankündigungen
OpenAI hat zum Jahresende einen wahren KI-Endspurt hingelegt und im Rahmen der 12 Days of OpenAI vom 5. bis 20. Dezember täglich neue Funktionen und spannende Neuerungen vorgestellt.
Hier die wichtigsten Neuheiten für euch auf einen Blick:
Suchfunktion in ChatGPT
Endlich ist es möglich, eure Chats gezielt zu durchsuchen. Einfach auf die Lupe oben links klicken oder den Kurzbefehl CMD+K (Mac) oder STRG+K (Windows) verwenden.
Canvas für alle
Das Canvas-Feature, das ich euch im Oktober-Newsletter vorgestellt habe, steht jetzt auch für alle kostenlosen Accounts zur Verfügung. Canvas bietet eine flexible Arbeitsoberfläche, die kollaboratives Schreiben und individuelle Bearbeitung von KI-Ergebnissen ermöglicht.
Projekte
In ChatGPT lassen sich jetzt Projekte anlegen und damit die Chatverläufe in übersichtlichen Ordnern organisieren. Für jedes Projekt lassen sich maßgeschneiderte Anweisungen oder Dateien hinterlegen. Aktuell sind Projekte auf Plus-Accounts beschränkt.
WhatsApp-Integration
ChatGPT lässt sich jetzt auch per WhatsApp nutzen, ganz ohne Log-in oder Anmeldung. Ihr müsst einfach die Nummer +1 (800) 242-8478 in euren Kontakten abspeichern und es kann direkt losgehen. Praktisch, aber auch ein gutes Beispiel dafür, wie KI immer omnipräsenter wird und zunehmend neue Anforderungen an Medienkompetenz und schulisches Arbeiten stellt.
Sprachmodell o1 veröffentlicht
Das Sprachmodell o1-preview (hier im Newsletter vorgestellt) hat jetzt die Beta-Phase verlassen und steht vollumfänglich für Plus-Nutzer:innen zur Verfügung. o1 ist nun schneller und kann multimodal arbeiten; o1-Pro (nur im ChatGPT-Pro-Abo für Power-User) liefert nochmal bessere Ergebnisse.
Neues Sprachmodell o3 angekündigt
OpenAI hat zudem schon wieder ein neues Sprachmodell angekündigt: o3! Das Modell hebt analytische Fähigkeiten, Schlussfolgern und Problemlösen auf ein neues Niveau und bietet insbesondere in den Bereichen Programmierung und Mathematik signifikante Verbesserungen. o3 wird schrittweise eingeführt, das kompaktere Modell o3-mini soll Ende Januar 2025 zur Verfügung stehen. Weitere Details und erste Benchmarks gibt es hier.
Eine noch ausführlichere Vorstellung sämtlicher Neuerungen und Features findet ihr hier bei OpenAI. Die entsprechende Aktualisierung im ChatGPT-Guide folgt 😊.
🌍 Weitere KI-News im Überblick
Claude schreibt in deinem persönlichen Stil!
Mit Claude, einem meiner liebsten KI-Chatbots, könnt ihr jetzt euren persönlichen Schreibstil analysieren und anschließend imitieren lassen. Das ging grundsätzlich auch schon vorher (auch mit ChatGPT), hier jedoch ohne größere Prompting-Kenntnisse und so einfach wie nie zuvor. Ihr müsst einfach nur ein paar Texte oder Dokumente in eurem Sprachstil hochladen und es kann losgehen. Eine Anleitung zum Einrichten (auf Englisch) gibt es hier.
Sora ermöglicht KI-Videoerstellung
OpenAI hat zudem Sora veröffentlicht, eine KI, mit der ihr Videoclips erstellen könnt. Mit einem ChatGPT Plus-Account könnt ihr 50 Videos pro Monat erzeugen, auch wenn ihr Sora gerade nur über Umwege in Deutschland verwenden könnt. Schaut hier mal rein und lasst euch von der beeindruckenden Qualität überzeugen.
Zur Bedienung: Die Videoerstellung geht genauso leicht von der Hand wie die Text- oder Bild-Erstellung. Wie ihr beobachten könnt, lässt sich mit KI also mittlerweile jedes beliebige Medium erzeugen, ganz egal ob Text, Audio, Bild oder Video. Die Grenzen verschwimmen zunehmend – nahezu alles scheint möglich.
Mir kommen jedenfalls schon ein paar Ideen, wie sich auch diese Möglichkeiten potenziell für den Unterricht einsetzen lassen. Hier (siehe oben) könnt ihr das Ergebnis sehen, das ich in meinem ersten Test erhalten habe (Verwendeter Prompt: „Erstelle ein Video von einer Lehrerin in einem Klassenzimmer”).
Übrigens: Google ist direkt nachgezogen und hat Veo 2 vorgestellt, das noch bessere Ergebnisse liefern soll. Es bleibt spannend.
Jim-Studie 2024 zur Mediennutzung von Jugendlichen veröffentlicht
Die neu veröffentlichte JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) gibt Einblicke in die Mediennutzung von Jugendlichen: WhatsApp bleibt der Favorit, Bücher feiern ein kleines Comeback und KI-Tools werden immer häufiger genutzt.
62 % der Jugendlichen nutzen Anwendungen wie ChatGPT, am häufigsten für schulische Zwecke und Hausaufgaben (65 %), zum Spaß (52 %) oder bei der Informationssuche (43 %). Neben ChatGPT werden die KI-Angebote von Snapchat, Google sowie Dall-E am häufigsten genutzt.
61 % der Jugendlichen geben zudem an, mit Fake News, Hate Speech oder beleidigenden Kommentaren konfrontiert zu sein. Interessant ist auch der ambivalente Umgang mit Smartphones – viele schätzen handyfreie Zeit, sind aber oft länger online als geplant.
Die Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, KI im Schul- und Unterrichtskontext zu adressieren und Schüler:innen dabei zu unterstützen, KI reflektiert und verantwortungsvoll zu nutzen.
Befragt wurden 1.200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren im Zeitraum vom 5. Juni bis 14. Juli 2024 mittels telefonischer Interviews und Online-Fragebögen. Die komplette Studie mit weiteren Ergebnissen findet ihr hier.
🚀 ChatGPT-Hack: Kurzbefehle einrichten & Zeit sparen
Lange habe ich nach einer sinnvollen Einsatzmöglichkeit für die Custom Instructions bei ChatGPT gesucht und nun endlich eine Verwendung für mich gefunden: Abkürzungen für häufige Anfragen hinterlegen!
Geht wie folgt vor:
Geht in ChatGPT in die Einstellungen, dann in den Bereich Personalisierung und wählt anschließend Individuelle Hinweise aus.
Tragt in das Feld Wie soll ChatGPT reagieren? eure Kurzbefehle ein, zum Beispiel so:
”Wenn ich einen der nachfolgenden Kurzbefehle verwende, führe die entsprechende Anweisung aus.ZF – Fasse den bereitgestellten Text zusammen
RS – Korrigiere Rechtschreibung und Grammatik beim bereitgestellten Text
A – Erstelle 5 offene Aufgaben zum bereitgestellten Text.
MC - Erstelle 5 Multiple-Choice-Aufgaben zum bereitgestellten Text.
WF - Erstelle 10 Wahr-Falsch-Fragen zum bereitgestellten Text.
LT - Erstelle aus dem bereitgestellten Text einen Lükentext.
EM – Erstelle 5 passende Emojis.
D – Übersetze den bereitgestellten Text ins Deutsche
E – Übersetze den bereitgestellten Text ins Englische”
Stellt sicher, dass die Option Für neue Chats aktivieren angewählt ist und klickt auf Speichern.
Geht zurück in das Chatfenster und legt los!
Die hinterlegten Anweisungen könnt ihr dann schnell und einfach über das Chatfenster abrufen und wertvolle Zeit sparen – wie bei einem Kurzbefehl! Die Liste lässt sich natürlich individuell anpassen und jederzeit erweitern.
Viel Spaß beim Ausprobieren!